Das vergangene Lesejahr 2025 war nicht nur in puncto Belletristik, sondern auch im Bereich Sachbuch reichlich und vielfältig ausgestattet. Im Folgenden möchte ich einige bemerkenswerte Highlights vorstellen.
rezension
Vitruvianische Familie. Aude: „Das Wanderkind“
Eine unheimliche Familiengeschichte; so knapp wie intensiv – so düster wie gefühlvoll.
Gefährliche Gedanken. Dorothee Elmiger: „Die Holländerinnen“
Deutscher Buchpreis, Bayerischer Buchpreis, Schweizer Buchpreis: Dorothee Elmigers „Die Holländerinnen“ brilliert mit Form und Inhalt. Doch die Botschaft fällt prekär aus.
Hölle in Ölfarbe. Marianne Ludes: „Trio mit Tiger“
Marianne Ludes hatte exklusiven Zugriff auf die bislang unveröffentlichten Tagebücher Mathilde Beckmanns und erzählt mithilfe dieser und anderer Quellen eine historisch inspirierte Geschichte über große Gefühle und schwierige Bündnisse.
Ab in die Hölle. R. F. Kuang: „Katabasis“
Alice Law studiert analytische Magie. Sie ist kurz vor dem Abschluss bei dem besten Magier der Welt: Jacob Grimes. Es gibt nur ein klitzekleines Problem: Jacob Grimes ist gestorben und Alice hat ihren Doktorvater auf dem Gewissen.
„The Lost Boys“ trifft auf „Ghost“. Becky Manawatu: „Auē“
Becky Manawatu webt in ihrem Roman „Auē“ ein komplexes narratives Netz mit vielen Knoten. Alle großen Themen holt das Buch ins Boot: Liebe und Gewalt, Träume und Trauer, Familie und Trauma, Zerstörung und Zerfall.
Zurück ins Paradies. Sayaka Murata: „Schwindende Welt“
Sayaka Murata dekonstruiert den wichtigsten gesellschaftlichen Vertrag von allen: Sie hebt die Familie als Menschen zusammenhaltendes Element vollständig auf.
Sie sind unsere Augen. Victoria Amelina: „Blick auf Frauen. Den Krieg im Blick“
Ein Kriegstagebuch, eine Geschichte außergewöhnlicher Frauen – und eine gebührende Hommage an Victoria Amelina, Autorin, Dichterin und Menschenrechtsaktivistin.
Über den Abgrund gehen. Kaśka Bryla: „Mein Vater, der Gulag, die Krähe und ich“
Als Karl das Krähenbaby die Protagonistin von Autorin zur Mutter werden lässt, möchte sie durch ihn ihre große Erlösung finden. Von welcher großen Schuld möchte sie sich befreien?
Die Uhr wird schlagen. Karl Ove Knausgård: „Die Schule der Nacht“
Tod und Vergänglichkeit, Kunst und Wahrheit, Moral und Vernunft, Gut und Böse – und ein extensives kritisches Register zeitgenössischer Schallplatten.
Lächeln und Sterben. Milena Michiko Flašar: „Oben Erde, unten Himmel“
In „Oben Erde, unten Himmel“ zeigt Michiko Flašar mit morbidem Humor und viel Feingefühl, was es bedeuten kann, wenn ein Leben zu Ende gegangen ist – und was bleibt, wenn ein Körper gestorben ist.
Nicht mehr, nicht weniger. Paola Lopez: „Die Summe unserer Teile“
Wenngleich die historische, geographische und psychologische Prämisse der Geschichte enorm ansprechend anmuten, ergibt sich aus der Lektüre die unglückliche Ironie der Titelwahl – denn in meinen Augen ist Lopez‘ Roman genau das, lediglich die Summe ihrer Teile.
Kreisverkehr der Seelen. Abubakar Adam Ibrahim: „Zeit der Glühwürmchen“
Natur und Gefühle, Politik und Geschichte, Kunst und Leidenschaft, Diesseits und Jenseits – nichts kommt in diesem schönen Buch zu kurz.