Panorama: indiebookday 2025 | Buchtipps und Leseempfehlungen

Am Indiebookday werden unabhängig verlegte Bücher abseits vom Mainstream gefeiert und der Fokus soll heute voll und ganz auf indie Verlagen liegen. Daher möchte ich, wie es jährlich zur Tradition geworden ist, auch heute ein persönliches Plädoyer für Bibliodiversität und für ein reichhaltiges, vielfältiges Leseverhalten aussprechen.

Es ist enorm wichtig, sich als Individuum selbstständig auf dem literarischen Horizont umzublicken und mit eigenen Augen das enorme Sortiment auf dem Buchmarkt zu erkunden. Ein regelmäßiges Lesen und Entdecken abseits von Bestenlisten und Trends, abseits großer Verlage und in Konzernbuchhandlungen prominent positionierter Veröffentlichungen ist hierbei essenziell.

Meinerseits stelle ich zehn spannende indie Verlage und über dreißig Buchtipps aus den Verlagen zur Verfügung, die in meinen Augen unbedingt gelesen, gekauft, reflektiert und weiterempfohlen werden sollten. Auf weitere Buchtipps in den Kommentaren freue ich mich sehr.


Leseempfehlungen

Zunächst möchte ich einige bereits erschienene und bekannte indie Highlights aus den vergangenen Wochen hervorheben, die ich mit viel Interesse und Gewinn gelesen habe. Alle diese Bücher wurden in Verlagen veröffentlicht, in deren aktuellen Programmen und Backlists ich oft und mit viel Entdeckungsfreude stöbere und die ich auch Dir wärmstens ans Herz lege.


Ling Ma: „Glückscollage“ | Culturbooks

„Glückscollage“ ist eine absolut faszinierende Sammlung von schrägen Momenten aus einer einzigartigen Erzählwelt, die Fans von Sayaka Murata und Han Kang vorzüglich munden wird. Dies war für mich die erste Berührung mit Ling Ma, und nun bin ich wirklich sehr gespannt auf „New York Ghost“, ihren Roman, welcher auch hierzulande stark gepriesen worden ist.

Hier liegt ein kurioses Sammelsurium an Momentaufnahmen vor, welches schmunzeln, innehalten und nachdenken lässt. Von makaber bis sauwitzig, von extrem skurril bis absolut universalhuman – die besten ihrer Storys besitzen alle der genannten Eigenschaften.

Gerne hätte ich einige der Skizzen in längerer Ausarbeitung gelesen, da Mas Texte sehr fesseln – umso mehr freue ich mich nun darauf, das Debüt als literarischen Hauptgang zu verspeisen.


India Kandel (Hg.): „Queere Tiere“ | Querverlag

In siebenundzwanzig Beiträgen – Essays, Artikel, Illustrationen und Gedichte – erörtern die Autor*innen ihre persönlichen Erfahrungen und Emotionen sowie sachlicher angelegte Thesen, Ideen und Recherchen zu den diversesten Punkten im semantischen Feld „queer“+“Tier“.

Aus diversen Perspektiven wird belegt, warum wir eigentlich alle queere Tiere sind – wie jedoch das Animalische im menschlichen Individuum kontextabhängig positiv und negativ geortet und interpretativ zurechtgestutzt wird. Wie die entsprechenden Anpassungen und Abgrenzungen einer Entfernung ein „Instrument dafür“ geworden sind, „Normen und Hierarchien durchzusetzen“. (35)

„Queere Tiere“ ist ein wuchtiges und intensives, enorm informatives Sammelsurium, welches ich mit Nachdruck empfehle.


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Francesca Ekwuyasi: „Butter Honig Schwein Brot“ | InterKontinental

Die Handlung des multiperspektivischen Romans wird aus drei Linien gewoben: Lesende entdecken die Erzählwelt durch die Stimmen von Kambirinachi sowie ihrer Zwillingstöchter Taiye und Kehinde. Nach und nach enthüllt Ekwuyasi in ihrem Buch schreckliche Geheimnisse aus diversen Generationen der Familie, tiefgründige psychologische Komplexitäten – und webt immer wieder gruselige Episoden in ihre Geschichte, die reichlich mit übernatürlichen Elementen bestückt ist.

Die Stärken von „Butter Honig Schwein Brot“ liegen ganz klar in der facettenreichen Darstellung der Protagonistinnen, deren figurenpsychologische Dimensionen, tiefe Schmerzen und mit schweren Schritten erkämpfte individuelle Entwicklung fühlbar, sichtbar und erkennbar geschrieben worden sind. Kambirinachi, Taiye und Kehinde sind authentische Persönlichkeiten mit elegant skizzierten Konturen.

Für zarte Gemüter und für die genannten Themen sensibilisierte Individuen ist „Butter Honig Schwein Brot“ also definitiv keine angemessene Wahl. Für Freunde des harten Tobaks und der afrikanischen beziehungsweise afrodiasporischen Literatur liegt hier allerdings eine starke Leseempfehlung vor.


Johann Braun: „Stadt von Rechts“ | Verbrecher Verlag

Braun konstruiert zunächst ein detailreiches diskursanalytisches Panorama und erörtert, wie unser kollektives und individuelles Denken zu jeder Zeit an Orte, Räume und diverse Verknüpfungen gebunden ist; wie wir historisch und kontextuell unsere Wahrnehmung und unseren Meinungshorizont aufbauen.

Dank eines durchgehend sachlich-objektiven Tons konnte ich graduell über Rechte Ideologie, Visionen und Prinzipien lernen: Braun illustriert das Konzept des idealen Bürgers (weiß, männlich, gehorsam), das Sicherheitskonzept für die völkische Stadt (polizeiliche Diktatur), angemessene Bauarten einer europäischen Stadt (natürliche Bausubstanzen und dimensionale Limitierungen) und vieles mehr.

„Stadt von Rechts“ ist eine unglaublich bereichernde Lektüre, die ich nur wärmstens empfehlen kann.


Neuerscheinungen

Abseits des bereits Gelesenen habe ich mir die Programme der besprochenen Verlage angeschaut, um Novitäten und aktuelle Lektüren zu finden, die für mich von Interesse sein könnten. Viele dieser Veröffentlichungen werde ich demnächst hier oder auf YouTube besprechen.


Dora Kaprálová: “Das Winterbuch der Liebe” | mikrotext
“Das Winterbuch der Liebe” ist als Antwort auf Eine Frau des ungarischen Autors Péter Esterházy entstanden. Dora Kaprálová hat als eine literarische und frivole Übung einen Winter lang jeden Tag einen kurzen Text über einen Mann geschrieben – beziehungsweise über männliche Objekte.

Becky Manawatu: „Auē“ | Kröner Verlag
Neuseeland, heute. Nach dem Verschwinden seiner Eltern lässt der junge Maori Taukiri seinen achtjährigen Bruder Ari zurück, flieht mit seinem Surfbrett und seiner Gitarre auf die Nordinsel, um dort dem Strudel aus Verzweiflung und Schuld zu entkommen, in den er hineingeboren wurde.

Anna Maria Ortese: „Iguana“ | Matthes & Seitz Berlin
Ein junger Mailänder Graf, gerät auf eine einsame Insel vor der Küste Portugals und dort in den Bann eines schönen Geschöpfs, versinkt immer mehr in eine verhängnisvolle Welt von Traum und Wahn. „Iguana“ untersucht das gestörte Verhältnis zwischen Kultur und Natur, den Missbrauch von Macht, die Übel von Kolonisation und Kapitalismus. Ortese erzählt ein modernes Märchen, in dem das Böse nicht in Gestalt eines gefräßigen Wolfes oder einer arglistigen Hexe erscheint, sondern im Menschen selbst liegt.


Die vollständige Liste meiner Buchtipps zum indiebookday 2025 mit zehn Verlagen und 36 literarischen Hinweisen findest Du auf YouTube. Für meine Kanalmitglieder habe ich eine klickbare Liste aller erwähnten Bücher erstellt. Auf Deinen Besuch und Deine Gedanken zu allen Verlagen freue ich mich sehr!



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