„The Lost Boys“ trifft auf „Ghost“. Becky Manawatu: „Auē“

Becky Manawatu webt in ihrem Roman „Auē“, übersetzt von Jana Grohnert, ein komplexes narratives Netz mit vielen Knoten. Manawatu bündelt in diesem Buch eine Familiengeschichte aus mehreren Erzählebenen und lässt ein düsteres, intensives Panorama entstehen.

Der Titel des Romans ist Programm: „Auē“ bedeutet „weinen, klagen, seufzen, stöhnen, heulen“. Denn, ja: Manawatu hat mit ihrem Netz alle großen Themen ins Boot geholt. Liebe und Gewalt, Träume und Trauer, Familie und Trauma, Zerstörung und Zerfall.

Doch die Klage an sich scheint das bindende Element im Buch zu sein; die Bürden und das Gewicht, welches auf der Brust der Figuren liegen, zeichnen die allgemeinen Lebensumstände der Maori aus, die in Neuseeland an systemischer Diskriminierung leiden und aus diesen Gründen die von Manawatu aufgezeichneten Lebensläufe überhaupt durchmachen müssen.


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Der Roman erzählt die Geschichte zweier Maori-Brüder, die ihre Eltern verloren haben. Während Taukiri mit Gitarre und Surfbrett gewappnet vor den Trauerschmerzen zu fliehen versucht und sich in Emotionen und Substanzen verliert, ist der achtjährige Ari bei der neuen Stieffamilie gefangen. Parallel verfolgen wir die intensive Liebesgeschichte von Jade und Toko, deren Versuche, vor Jades düsterer Vergangenheit zu entkommen und ein glückliches Familienleben ohne Gewalt zu führen, in einer tragischen Begegnung münden.

Die Vielfalt des Romanpersonals hat mich des Öfteren innehalten lassen – dass zudem mit Zeitsprüngen und Parallelhandlungen hantiert wird, macht das Durchblicken nicht einfacher. Der Aufbau der Geschichte verlangt das Spiel zwischen zwei Ebenen; sobald allerdings weitere Komplexitäten hinzugefügt wurden, lenkte das etwas zu arg von der Haupthandlung ab.

Nichtsdestotrotz folgte ich den Schicksalen aller vier Hauptfiguren mit Spannung, schaukelte gerne auf den hohen Wellen der Handlung mit und ließ mich von den düsteren Klängen der Musik verzaubern, die diesem ganz besonderen Roman innewohnt.

„The Lost Boys“ trifft auf „Ghost“.

Wer gerne lange schwimmt und vor stürmischen Wellen keine Angst hat, sollte definitiv ins Lesewasser von „Auē“ reinspringen.

Bibliografie

Titel: Auē
Autor*in: Becky Manawatu
Übs.*in: Jana Grohnert

464 Seiten | 27,00 € (D)

Erscheinungsdatum: 24.04.2025
Verlag: Alfred Kröner Verlag

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