An welchen Stellen überzeugt der Roman – und wo kommt das Buch entscheidend zu kurz?
rezension
Der neue American Gangster. Colson Whitehead: „Harlem Shuffle“
Kann Whiteheads neuester Roman mit seiner unterhaltsamen Ader nur bei einem gezielten Publikum punkten?
Kinderseele – entzaubert, verstümmelt. Kayo Mpoyi: „Mai bedeutet Wasser“
So poetisch und fesselnd wie der Stil, so belastend ist der Inhalt dieser nuancierten Familienmythologie.
Kaleidoskop der Trauer. Kim Thúy: „Großer Bruder, kleine Schwester“
Stilistisch umwerfend, kompositorisch bedenklich – wird Thúys neuer Roman seinem Namen gerecht?
Im Labyrinth der Realitäten. Te-Ping Chen: „Ist es nicht schön hier“
Erschreckende Realitäten und amüsante Absurditäten – in zehn spannenden Storys nach China und zurück.
Zitateverzehr, 5: Jane Austen
Vollständig überbewertet – oder relevanter denn je?
Ein Erbe ungesagter Worte. Donatella Di Pietrantonio: „Borgo Sud“
Auch ohne den Vorgänger zu kennen kann der neue Roman gelesen und genossen werden. Doch nicht ohne Mühen und Arbeit.
Wo nur Vernichtung aller Hoffnung bestraft. Ava Farmehri: „Im düstern Wald werden unsre Leiber hängen“
Wie fühlt es sich an, in einem iranischen Gefängnis auf die Todesstrafe zuzugehen – und welche Familienmitglieder hat die blutjunge Protagonistin wirklich auf dem Gewissen?
…doch den Leser rettet er. Douglas Stuart: „Shuggie Bain“
„Es ist zu viel, Mammy. Ich kann nicht immer der sein, der alle rettet.“
Von A(eneis) bis (K.I.)Z. Katharina Wesselmann: „Die abgetrennte Zunge. Sex und Macht in der Antike neu lesen“
Spätestens wenn ein ausführliches Wissen über die Texte von K.I.Z. die assoziative Schnittfläche betritt und sich intertextuell fließend zu Catulls Lyrik gesellt, hat Wesselmann ihrer Stimme einen vollständig neuartigen Ton verliehen.
Von Mäusen und Menschen. Yaa Gyasi: „Ein erhabenes Königreich“
Auf Figuren- und Handlungsebene kann Gyasis neuer Roman zweifelsohne mithalten. Ist der kompositorische Griff jedoch zu locker für eine tiefere Bindung?
Wenn emotionale Authentizität narrative Klischees überflügelt. Caleb Azumah Nelson: „Freischwimmen“
Woher nimmt der Autor bloß den Mut, so unfassbar viele Klischees aufzugreifen – und die Fertigkeit, dennoch ein Höchstmaß an Authentizität zu erreichen?
Die blutende Libido entstellter Weiblichkeit. Leïla Slimani: „All das zu verlieren“
Slimanis Roman schneidet auf emotionaler Bahn tief unter die Haut und entblößt die enorme Gewalt einer bodenlosen Begierde, die sich in zerstörerische Sucht verwandelt.