Literarische Abenteuer. Der Lesemonat im Rückblick, 10/2020


Und schon ist er vorbei…

Im Monatsrückblick lasse ich nochmal die Leseerlebnisse und -Eindrücke der vergangenen Wochen Revue passieren.

Die Buchvorstellungen der Monatsrückblicke sind kurz und bündig – zur tiefergehenden Rezension und Analyse folge dem jeweiligen Link hinter den Buchtiteln.

Hier sind meine Eindrücke und Gedanken zum Lesemonat Oktober.


Bas Kast: Das Buch eines Sommers (2020)


Bas Kasts neuer Roman Das Buch eines Sommers fasst sich selber mit dem Untertitel Werde, der du bist treffend zusammen. Inhaltlich und philosophisch geht es ums Selbstwerden und Selbstfindung, um das wahre, individualistische, von gesellschaftlichen Normen unabhängige Glück.

Als junger Mann träumt Nicolas von einer Karriere als Schriftsteller, als Autor, als Nachfolger seines Onkels, der sich mit seinen Büchern einen Namen gemacht und Ansehen erhalten hat.

Der Kreativität freien Lauf zu lassen und das Leben voller Gefühle und Genuss zu gestalten ist das, wonach auch Nicolas sich sehnt.



Doch sein Leben wird in andere Bahnen geleitet, als Nicolas die Firma seines Vaters übernimmt und sein Leben der Entwicklung von revolutionären Medikamenten widmet. Fast zu spät entdeckt Nicolas, wie verheerend die Konsequenzen sein können, wenn man sich die eigenen Träume aus den Händen reißen lässt.

Die Ironie der Bedingungen des Glücklichseins verbirgt sich hier in der recht mutigen Feststellung, dass man zwar seiner wahren Berufung folgen kann und soll – wobei auch der von den Fesseln seiner Vorväter Befreite dennoch die pragmatischen Aspekte seines Lebens, beispielsweise als Familienvater nicht außer Acht lassen darf.

Schlussendlich liegt der Clou in der Balance zwischen dem Leben für sich selbst und für andere.

Und plötzlich wendet sich die bis jetzt wunderbar entwickelnde Geschichte in eine esoterische Richtung, die freundlich gesagt fragwürdig ist.


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Jay Shetty: Das Think Like a Monk-Prinzip: Finde innere Ruhe
und Kraft für ein erfülltes und sinnvolles Leben (2020)


Jay Shetty ist für die breitere Öffentlichkeit als YouTube-Persönlichkeit bekannt, der motivierende und inspirierende Inhalte publiziert. Seine Leitidee ist die Vereinigung alter Philosophien und moderner Lebensmodelle.

Shetty selbst führt scheinbar eine Existenz zwischen Erleuchtung und und Instagram – schon seit Jahren nicht mehr als Mönch sondern Figur des öffentlichen Lebens.


Er meditiert täglich, vergisst dennoch nicht seine Online-Präsenz. Zeugt das von Falschheit oder wirtschaftlichem Denken?

Obgleich der Skeptiker die Agenda sofort entdeckt und als heuchlerisch bemängelt, würde die optimistische Argumentation entgegnen, dass die heranwachsende Generation sich grundsätzlich nie mit tieferreichender Spiritualität oder minimalistischen Denkarten auseinandersetzen würde, wenn diese Ideen nicht von Vorbildern wie Shetty hervorgehoben und auf eine attraktive Art kommuniziert werden.

Beide behalten in meinen Augen Recht.

Als leicht zu verdauendes und ziemlich oberflächliches Helferheft mit Ideen ohne tiefgründige philosophische Fundierung ist Shettys Buch also charismatisch, einfach, gradlinig und vom Niveau her vollkommen ausreichend.

Die Erwartungshaltung muss jedoch angepasst sein, bevor man sich auf das Lesen einlässt.


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Birgit Arnold: Das Perchtenerbe (2020)


Im Roman von Birgit Arnold hat das Christentum die Macht über die Menschen übernommen, und Frau Percht ist es nur in einer Nacht erlaubt, auf die Erde zu kommen und nach dem Rechten zu schauen. Von den Perchten sucht sie sich die tapferen, treuen und disziplinierten als Gefolge aus.


Skrupellos und ohne zu zögern fällt Frau Percht ihr Urteil und zeigt die dämonische, fürchterliche Seite denjenigen, die ihre Pflichten nicht erfüllen und die alten Bräuche nicht einhalten – und verwandelt sich ebenso schnell in eine fürsorgliche Sonnengöttin voller Segen für diejenigen, die ihre Arbeit geleistet und tugendhaft für Heim und Hof gesorgt haben.

Es sind genügend Aspekte in dieser Geschichte zu finden, die in einem expressionistisch-emotionalen, geladenen, direkten Stil geschrieben sind und – Szenenweise – mitreißend wirken. Cristes impulsiver, intuitiver Weg zur Urmutter und zu ihrer eigenen inneren Kraft ist an sich interessant.

Die extremen Amplituden zwischen der Mordlust und Fürsorglichkeit der Perchten wird auf eine dynamische Art beschrieben, die visuelle und emotionale Kraft in sich führt.

Doch die absolut schwammigen Kontexte um die respektiven Facetten der Erzählung lassen den Roman als ein Ganzes nicht gelingen, da man beim Lesen ständig über inhaltliche oder stilistische Mängel stolpert. Weder kausale noch logische Tiefen oder Nuancen, die es zu ergründen gäbe, werden nicht einmal ansatzweise verfeinert.


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Meinen Monatsrückblick für die englischsprachigen Bücher findet ihr hier.


Welche Bücher habt ihr diesen Monat entdeckt und welche haben euch enttäuscht? Ich freue mich auf euer Feedback und Kommentare.



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