Die Herausgeberinnen, Redakteurin und Kolumnistin Ella Carina Werner und die TV-, Theater- und Romanautorin Katinka Buddenkotte, gehören zu insgesamt 33 Satirikerinnen, die in der neuen Sammlung „Niemand hat die Absicht, ein Matriarchat zu errichten“ über weibliche Realitäten und komische, tragikomische, echte, menschliche, witzige Momente sinnieren.
Geschichten, Kolumnen, Reportagen, Gedichte und Cartoons – vom Text zum Bild zur Karikatur sind in diesem Büchlein alle denkbaren Formen des Lustigen auffindbar.

Niemand hat die Absicht, ein Matriarchat zu errichten! – So das lautstarke, deutungsdichte Motto des lustigen Büchleins.
Ob dieser Slogan als humoristische Entwarnung – wir kommen in Frieden – oder sarkastisches Manifest gelten soll?
Als Blickfang funktioniert der Titel allenfalls sehr gut. Und erklärt sich zum Schluss der Lektüre noch besser.
Im Büchlein verbergen sich witzige, lustige, komische – und oft doch unerwartet ernsthafte – Gedanken, Gedichte, Comics sowie Texte zu alltäglichen Lebenssituationen und denjenigen Momenten, über die mensch lachen kann, muss, sollte.
Entweder bergen die Texte äußerst treffende Beobachtungen – beispielsweise Gedanken zu Dialekten, Mundarten und regionalen Eigenarten oder kulturellen Unterschieden – oder aber beschreiben sie Alltagsmomente aus der weiblichen Sphäre, beispielsweise den Besuch bei der Gynäkologin, die Gralssuche nach der perfekten Unterhose oder einen Abend in der Kneipe.
Öfter als erwartet mischt sich Traurigkeit in die komischen Momente – ihr Scharfsinn bringt zum Lauthalslachen und zum Beobachten zugleich. Beispielsweise die üblicherweise als überaus hyggelig geltende Alpaka-Wanderung, die in Sandra Da Vinas Story mehr als schiefläuft.
„Ich bin eigentlich kein Mensch, der sich für das Spazierengehen
interessiert. […] Aber mit Alpakas ist ja alles besser.
Alpakas werten jede langweilige Aktivität entscheidend auf.
„Steuererklärung mit Alpakas“, „Darmspiegelung mit Alpakas“ […]
– alles solide Jochen-Schweizer-Gutscheine.“(13)
Dass ein Alpaka von seinem Flauschgehalt und seines kuscheligen Äußeren abgesehen auch einfach nur gemein sein kann? Ein für Lesende um einiges witzigerer Schock als für die ordentlich malträtierte Erzählerin.
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Von Smartwatches über Radtouren zum Mauerfall beschäftigen sich die Texte mit Elementen der zeitgenössischen Identität: sie fangen gekonnt – und kritisch – den deutschen Zeitgeist ein.
In einigen Fällen stoßt der Humor – nicht nur, aber vor allem – wegen seinem Wahrheitsgehalt argumentativ an gewisse Grenzen, so die Memoirenartige Story von Sarah Schmidt über die recht grausame Großmutter:
„Man kann sagen, was man will, aber in der DDR
war wirklich nicht alles schlecht.
Zum Beispiel der Bau der Mauer.
Was waren meine Eltern darüber froh.
Denn endlich war unsere Oma eingesperrt.“(42)
Komplexe Dynamiken und diverse Facetten von familiären sowie Liebesbeziehungen, Körperlichkeiten und Herzensangelegenheiten – für psychologischen Tiefgang ist in den satirischen Texten nebst humoristischen Betrachtungen stets genügend Platz.
Auf den zweiten Blick offenbaren sich darüber hinaus viele Brennpunkte, die selten aus der weiblichen Perspektive besprochen werden. Szenen wie ein Arztgespräch über die traditionelle Familienplanung oder die vermeintliche Radikalisierung der Auswirkungen der Frauenquote werden perspektivisch auf den Kopf gedreht und von argumentativen Antagonistinnen geschildert – sodass kluge Betrachtung und humorvolle Ausarbeitung zueinander finden.
Zu guter Letzt sind in der Sammlung allerdings auch genügend solcher Texte und Bilder zu finden, die mit Absurdität, albernem Humor und Situationskomik sehr hoch punkten.
„Miriam, wir haben lange gezweifelt, ob Sie über genügend
Bitchiness verfügen, schließlich sind Sie im Ökogewerbe tätig.
Aber als wir herausfanden, dass Ihre Patente nur von Ihrem
Exfreund […] geklaut sind und dass Sie […] die Richter aller
Instanzen nahezu mustergültig erpresst und bestochen haben,
wussten wir: Sie sind die Richtige für uns.“(151)
Von weinenden Leguanen über Gruppentherapie mit Schafen zu einer Studie über die Lexikologie des deutschen Alkoholismus: diese Sammlung trifft sowohl thematisch als auch sprachlich jeden Nerv.
Summarum gebe ich den Satirikerinnen mehr als Recht: Niemand hatte wohl jemals die Absicht, ein Matriarchat zu errichten. Aber worüber wir lachen, warum wir lachen, und wer uns meist zum Lachen bringt – darüber lohnt es sich, in Begleitung dieser köstlichen Texte aktiv nachzudenken.
Hier geht’s zur Leseprobe.
Bibliografie:
Titel: Niemand hat die Absicht, ein Matriarchat zu errichten
Autor*in: Ella Carina Werner, Katinka Buddenkotte (Hg.)
216 Seiten | 22,00 € (D)
Erscheinungsdatum: 05.09.2022
Verlag: Satyr
ISBN: 9783947106851
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