Häresie und Slapstick. Umberto Eco: „Der Name der Rose“

Der italienische Philosoph, Mediävist, Semiotiker und Romanautor Umberto Eco (1932–2016) gehört mit Werken wie „Das Foucaultsche Pendel“, „Der Friedhof in Prag“ oder „Baudolino“ zu den weltweit bekanntesten Romanciers. Mit Abstand am meisten gelesen, interpretiert und rezipiert wird weiterhin Ecos Weltbestseller „Der Name der Rose“ (Il nome della rosa, 1980), der nun als Jubiläumsausgabe neu veröffentlicht wurde.

Inwiefern hat der komplexe Roman an Aktualität eingebüßt – und aus welchen Gründen ist der teils rasante, teils meditative Klosterkrimi weiterhin hochgradig empfehlenswert?


© Hanser

Umberto Eco, der vor der Karriere als Romancier zunächst beim Kulturprogramm der Radiotelevisione Italiana tätig war und vor allem Lehrtätigkeiten an diversen Universitäten ausführte, hat bereits in den 1960er Jahren zahlreiche theoretische Schriften über den Begriff und das Forschungsfeld der Semiotik veröffentlicht.

Ecos erster Roman, „Der Name der Rose“, in der von mir gelesenen deutschsprachigen Aufgabe aus dem Italienischen übersetzt von Burkhart Kroeber, kombiniert das semiotische Fachwissen des Autors mit seiner ebenso hohen Kompetenz als Mediävist. Der Roman war weltweit unglaublich erfolgreich: allein bis 1989 wurden über acht Millionen Exemplare verkauft.1


Der Roman beinhaltet eine immense Anzahl an intertextuellen Referenzen: literarisch betrachtet von Jorge Luis Borges zu Sherlock Holmes; theologisch betrachtet gehen die Komplexitäten diverser Diskussionen zum Thema Theodizee, Moral, Philosophie (und vieles mehr) weit über eine bloße Aufzählung hinaus.

Trotz dieser hohen Komplexität und fragmentären Vielschichtigkeit – wer sich im Literarischen zurechtfindet, mag in der Ordensgeschichte leichte bis unendliche Verwirrung erleben – hat „Der Name der Rose“ stellenweise eine fesselnde Sogwirkung und Spannung, die das Erzähltempo beizeiten unerwartet ins Rasen bringen und den Abbruch der Lektüre erst zum Ende des Kapitels erlauben.

„Der Name der Rose“ ist bereits binnenkompositorisch ein beeindruckendes Bauwerk, welches klare Zusammenhänge zwischen den ersten und letzten Kapiteln, den Zeilen in Auftakt und Ausklang aufzeigt.

So führt Eco Lesende an der Seite des Franziskanermönchs William von Baskerville und seinem Schüler, den Benediktinernovizen Adson von Melk, in aller Ruhe in die italienische Benediktinerabtei ein, in der der Roman spielt.


Doch nicht ohne eine vorherige Zeichnung des Grundrisses der Abtei, ein Vorwort, eine Auflistung der liturgischen Stunden und entsprechenden Tagesabschnitte, in die die Handlung gegliedert ist – und ein weiteres als Rahmenhandlung dienendes Vorwort des Erzählers.

Die Abtei, ihre Entstehungsgeschichte, Räumlichkeiten, Aufbau und Besonderheiten spielen im Verlauf der weiteren Handlung eine absolut essenzielle Rolle – womit einerseits feststeht, dass Lesende sich voll und ganz mit ihr bekannt machen sollten, um allen Nuancen der mystischen und gruseligen Ereignisse folgen zu können.


Mit einer Dynamik, die den mehrseitigen Vogelperspektiven auf Gebäude und ihre Einzelheiten rühmenden Detailbeschreibungen von Dumas, Balzac, Dickens oder Hugo an Eleganz mindestens ebenbürtig wird, verleiht Eco der Abtei einen facettenreichen, lebendigen – und ambivalenten, mystischen Charakter.

Bereits im ersten Kapitel, zur ersten Betrachtung der Abtei, erahnt Adson Unheil – denn er empfindet


…bei ihrem Anblick […] Schaudern und eine seltsame Unruhe.
Und das waren, weiß Gott, keine Phantasiegespinste meiner
furchtsamen Seele, es war vielmehr die korrekte Deutung
unzweifelhafter Vorzeichen […].(34)


Direkt nach ihrer Ankunft werden William und Adson in die beunruhigend apokalyptisch angehauchten und schnell geschehenden Mordfälle eingeweiht – es gilt, schnell zu handeln und einen oder mehrere Täter aufzuhalten.

Einerseits werden hier die Parallelen zu Sherlock Holmes und Watson=Adson ganz klar sichtbar, da der für seine deduktiven Fähigkeiten berühmte Franziskanermönch eben wegen selbiger Hilfeleistung in die Abtei eingeladen wurde. Die methodologischen Dialoge zur Theorie der Hypothesenstellung; der statistischen Auswertung von Optionen und zur Ambivalenz der Deduktion sind hochgradig interessant und werden Krimifans sicherlich begeistern.


Ob Orhan Pamuk sich hier beim Verfassen von „Die Nächte der Pest“ ein – wenig zu großes – Stück abgeschnitten hat? Sicherlich wären an dieser Stelle weitere Autor:innen zu nennen, denen Eco als Vorbild diente; schließlich gilt der Autor für einige Wissenschaftler:innen als einer der Väter der Kreuzung des modernen postmodernen Romans – obwohl er die Postmoderne selbst gar nicht als Epoche anerkannte, sondern jeder Epoche eine postmoderne Phase zuschrieb.2


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Bemerkenswert ist die Wahl der Erzählperspektive: Eco schildert und porträtiert eine in seinem eigenen Land mächtige religiöse Institution kritisch, pessimistisch, gar zynisch – blickt jedoch aus gezielt naiver Perspektive, der aus Novizen- und Narrenposition wesentlich mehr erlaubt ist, als es einem Mönch wie William von Baskerville zuzumuten wäre.


Italien ist ein Land voller Verschwörer,
hier werden sogar die Päpste vergiftet,
was wird da aus einem armen Mönchlein wie mir?
(675)


Das Ausmaß an Ironie und Humor geschmückten Passagen und Gedanken ist derjenige Aspekt, der meine bereits zweite Lektüre von Ecos Opus Magnum prägte.

Der spannende Krimi, die blutigen und brutal ermordeten Mönche, die schaurigen Figuren der Inquisition und die unglaublich fesselnde Hetzjagd zum Ende der Erzählung – keine dieser sehr ernsten Episoden mit gefährlichen Begegnungen minderte den Eindruck dieses Romans und das Hervortreten des Alltags in der Abtei, die mir sehr oft wie eine verlängerte Folge von Full House (oder einer anderen beliebigen Sitcom) erschienen.

So genoss ich diesmal vorrangig weder die meisterhaft aufgebaute Spannung noch die historische Vielfältigkeit oder die atmosphärische Authentizität – sondern schmunzelte vermehrt über die komödiantischen Betrachtungen zum täglichen Schabernack fauler, lüsterner, durchgedrehter oder machthaberischer Mönche, die selten an der Ideologie ihrer Gelübden und den mit ihrer Berufung verbundenen Pflichten festhalten.


Bereits das Gesuch eines Novizen bei einem älteren Bruder, um die Beichte abzulegen, wird direkt mit der „begierigen“ Vermutung „Es ist die Begierde, nicht wahr?“ beantwortet. (S. 339, Wortwiederholung des Übersetzers)

Im weiteren Handlungsverlauf wird ein Novize direkt nach der koitalen Zusammenkunft mit einer jungen Bäuerin liebevoll als „mein junger Springinsfeld“ (S. 391) bezeichnet und keinerlei Strafe unterzogen.

Lol.


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Sogar mit fehlendem Faible für Theologie und Theodizee könnte aus dieser in größten Teilen entweder lustigen oder spannenden Lektüre also ein genussvolles Gesamterlebnis werden.


Dass die teils sehr langatmigen Diskussionen über die Evangelien, die Argumente diverser Kirchenväter und Heiligen, die Intention einzelner Sätze aus der Bibel und anderen theologischen Nichtigkeiten die Gesamthandlung nicht ersticken, sondern ihr im Laufe des gesamten Romans eine Vielfalt und Authentizität verleihen, hat mich in diesem Rahmen überrascht.

Die Aktualität des Romans geht aus meiner Sicht tatsächlich vorrangig aus dieser Facette hervor: die kleinlichen, belanglosen Streitereien alter weißer Männer beherrschen weiterhin viel zu viele Branchen unserer Gesellschaft.


An dieser Stelle gebührt auch der kompositorischen Ausführung des Romans Lob und Ehre.

Sowohl didaktisch – am Ende des siebten Tages hat man:frau sich sicherlich die meisten der Tageszeiten gemerkt und den Wortschatz bereichert – als auch um mit abrupten Unterbrechungen und sich ständig ändernden Lichtverhältnissen Spannung aufrecht zu erhalten – als auch atmosphärisch, um einen echten Einblick in den Alltag einer Abtei zu gewähren – ist die Einteilung authentisch, originell und gut gelungen.


Um Meilen spannender ist jedoch – sowohl räumlich, inhaltlich, konzeptuell als auch semiotisch – das Herz, Prachtstück und geheimnisvolle Kronjuwel der Abtei, die allen mystischen Ereignissen zugrunde zu liegen scheint und deren Geheimnis es zum Klimax des Mordmysteriums zu erkunden gilt: Die Bibliothek. Enorm spannend ist die Theorie einer Bibliothek als Organismus – Adson bemerkt, dass die Bücher untereinander kommunizieren und ihre räumliche sowie Beziehung zueinander die Lektüreerlebnisse im Einzelnen verändert, als ob es „so ist, als sprächen sie miteinander“. (S. 440)

Um an dieser Stelle einen kleinen Exkurs ins eigene Bücherregal zu bieten: am vergangenen Freitag startete auf meinem YouTube-Kanal die „Große Regaltour 2022“, die zeitnah weitergeführt wird.

Bei einigen Autor:innen, die der Reihe nach besprochen wurden, entstanden bei der Regaltour unerwartete Beziehungen und Freundschaften, obwohl diese bisher willkürlich, aus rein alphabetischen Gründen auf dem Regalbrett nebeneinander wohnten.

Faszinierend!


Zurück zu Eco:

Der unter den Mönchen fortlaufende Diskurs zum Thema Wissensvermittlung und allgemeiner Verfügbarkeit von Wissen – vor allem der in der Abtei herrschende Standpunkt, dass Wissen in seiner bestehenden Form erhalten werden, nur von wenigen Ausgewählten in Erfahrung gebracht werden soll, darf und muss und durch öffentliche Verbreitung unrein. beschmutzt wird – ist auch für zeitgenössische Interpretationen ein faszinierendes Stück Theorie.

Der oben beschriebene humorvolle Ton, die Lächerlichkeit fanatischer Positionen und gleichzeitige Heuchlerei öffentlich Tugendhafter Männer – auch dies sind auf aktuelle Ereignisse umwälzbare Diskurse und Ideen, die aus „Der Name der Rose“ eine zeitlose Lektüre machen.


Ein weitere spannender Diskussionspunkt ist die Idee des Lachens als Befreiung von Angst, somit Gotteslästerung, weil der Mensch im Lachen seine höchste Vollendung finden würde – diese Angst soll aber im Auge der Mönche nie verschwinden oder besiegt werden, sondern den Menschen gottesfürchtig belassen. (S. 722 f.)

Die Kunst, eine Gesellschaft mittels Angst zu kontrollieren, ist bei weitem kein abgehaktes Thema und besitzt eine hohe zeitgenössische Relevanz.

…während manche Mönche selbst gleichzeitig genau das machen, was sie wollen:


Dann wurde die Kerze gelöscht, und jeder warf sich auf seine Nachbarin, ohne zu unterscheiden zwischen der legitimen Ehefrau und der Ledigen, zwischen Witwe und Jungfrau, zwischen Herrin und Magd […].“(231)


Ecos Roman ist als hochkomplexe Literatur mit gehaltvollen religionshistorischen Analysen und intertextuellen Nuancen als langsame Lektüre, analytische Schatzkiste und literarischer Hochgenuss zu betrachten – dennoch ist dieser Roman aus meiner Sicht für diejenigen Lesenden besser zugänglich, die vor einer Wahl stehend lieber „Glasperlenspiel“ als „Steppenwolf“; eher „Zauberberg“ als „Buddenbrooks“ schmökern würden.

Das gewaltige, explosive, entsetzliche Ende der Binnenerzählung gefällt mir persönlich ebenso, besonders in Bezug zur Handlungsebene sowie auf philosophischer / ideologischer Basis gedeutet: dass Luftschlösser und altertümliche Bauten des Fanatismus (in der semantischen Gesamtheit dieses Ausdrucks) in die Luft gejagt, zerstört und abgefackelt werden, scheint mir eine äußerst passende Konklusion zu sein. Sowohl für das ideologische und empirische Konstrukt der Abtei und seiner Bewohner, als auch die regressiven Prinzipien, die diese vertreten.


Über den Romantext hinaus werden interessante Verknüpfungen auch im Nachwort getätigt: so wird aus Philipp Bloms Ergänzungen klar, dass Ecos Roman im Nachhall der Studentenproteste von 1968 geschrieben wurde und von darauf folgenden ideologischen Debatten an italienischen Universitäten geprägt wurde. Nicht nur in der Abtei im 14. Jahrhundert, sondern an Universitäten im 20. Jahrhundert wurde offensichtlich heiß um religiöse Wahrheitsansprüche diskutiert. (Vgl. S. 764)

Somit bleibt beispielsweise Jorge, der blinde Fanatiker, als absolut zeitlose Figur zu interpretieren, deren ambivalente Verknüpfungen zu Borges ein Faszination nur zunehmen, je weiter man:frau überlegt –


– und doch schwebt im hiesigen Hinterkopf immer noch die irrwitzige Streitfrage, über die diejenigen, denen das Buch bereits bekannt ist, eventuell gemeinsam schmunzeln können:

Hatte Christus denn jetzt eigentlich wirklich ein Portemonnaie oder doch nicht? 😉


Schließlich ist die hochwertige Jubiläumsausgabe von Hanser positiv hervorzuheben: mit ihrem einfach, doch edel gestalteten Cover; seidigen – im Rückblick auf makabre Art und Weise einem gewissen Buch von Aristoteles gleichenden – Seiten, angenehm anzufassendem Papier – erhöht diese Ausgabe den Lesegenuss dank Optik und Haptik erheblich.

Im Anhang (ab S. 797 ff.) befinden sich Übersetzungen der wichtigsten lateinischen Passagen. Auch diese Entscheidung ist lobenswert: vieles versteht man:frau ohne Glossar, einiges muss mit Sicherheit nachschlagen werden. Die übersichtliche Zusammensetzung am Ende funktioniert besser als Fußnoten, da sie den Lesefluss nicht stört.


Zusammengefasst bietet „Der Name der Rose“ eine aufregende Vielzahl an Interpretationsmöglichkeiten, alle Vorteile eines stilistisch, sprachlich und kompositorisch nuancierten, intellektuell anspruchsvollen und doch keineswegs trocken geschriebenen Klassikers.

Wer Spaß an hochkomplexen Krimis hat, dazu noch ein Faible für Theodizee und eine Vorliebe für dicke Bücher mitbringt, hat an dieser Lektüre ausschließlich gewonnen.

1 – Radler, Rudolf (Hrsg.), Kindlers Neues Literatur Lexikon, Bd. 5. München, 1989. S. 22.
2 – Eco, Umberto: Nachschrift zum Namen der Rose. München, 1984. S. 77.

Hier geht’s zur Leseprobe.

Bibliografie:

Titel: Der Name der Rose. Jubiläumsausgabe
Autor:in: Umberto Eco
Übs.:in: Burkhart Kroeber

816 Seiten | 34,00 € (D)

Erscheinungsdatum: 14.02.2022
Verlag: Hanser
ISBN: 978-3-446-27074-9

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  1. Ich hatte im letzten Jahr erstmals das Vergnügen der Lektüre, und wenn man „Der Name der Rose“ vorrangig als historischen Roman begreift – auch wenn er angesichts der angesprochenen Vielschichtigkeit selbstredend noch sehr viel mehr als „nur“ das ist -, dann kann man ihn, aus meiner Sicht, nur aus Genre-Referenzgröße begreifen. Und wird dann ein bisschen traurig, wenn man sieht, was mittlerweile aus dem Genre geworden ist, nachdem es Mitte der 2000er Jahre von Iny Lorentz zerlegt wurde … 🙂

    Der einzige Kritikpunkt am Buch war für mich der von seinen Ansichten und Überzeugungen her irritierend progressive William. Ich habe Eco diese Figur tatsächlich nie wirklich als Mann seiner Zeit abgenommen.

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    • Was aus komplexen, ambitionierten, „dicken“ Romanen geworden ist, kann auch aus der Perspektive einiger anderer Genres zu pessimistischen Aussagen führen 😉
      Dass ein William in der vorhandenen Realität existieren kann, erscheint schon ein wenig utopisch, da gebe ich Dir Recht. Aber als Hoffnungsträger für eine Rettung aus diesem regressiven Traditionalismus mag ich ihn gerne dort sehen.

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      • Auch wieder wahr. Und Tellkamp lesen kann dafür keine Lösung sein. 😉 Als Positivbeispiel für einen komplexen, ambitionierten, „dicken“ Roman fällt mir aus der jüngeren Vergangenheit in erster Linie „Die Gestirne“ von Eleanor Catton ein. Ein bisschen hat sie es mit den formalen Spielereien übertrieben, aber faszinierend war die Lektüre dann doch.

        Ha, ich sehe gerade, von wegen „jüngere Vergangenheit“: Das war auch schon 2017, die Hardcover-Ausgabe schon 2015 – wird Zeit, dass da mal etwas nachkommt. 🙂

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      • Wie wäre es mit „Wolkenkuckucksland“ für fantastisch Angehauchtes, oder etwas von Nino Haratischwili, für historische und psychologische Komplexitäten?
        Ohne in Deine jüngste Leseauswahl geschaut zu haben, kämen mir jetzt diese Referenzen in den Sinn. Oder Orhan Pamuk, wobei der neueste Roman mich weniger begeistert hat als seine älteren Werke. 😉

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      • Ich hatte „Die Nächte der Pest“ bislang schon gefühlt hundertfach in der Buchhandlung meines Vertrauens in der Hand, war mir aber – ganz offensichtlicht – unschlüssig, weil es meine erste Erfahrung mit seinen Büchern wäre und ich zudem von pandemischen Geschehen jeglicher Art eigentlich die Nase voll habe. 😉 Vielleicht nehme ich das beim nächsten Mal doch mit …

        Was „Wolkenkuckucksland“ angeht, so ging das bislang vollumfänglich an mir vorbei, der Autor selbst ist mir nur wegen „Alles Licht, das wir nicht sehen“ geläufig, was ich – Überraschung – natürlich ebenfalls nicht gelesen habe. Aber eine große Buchhandelskette mit T am Anfang ist der Meinung „Für alle Leser:innen von David Mitchells „Wolkenatlas““ – ich fühle mich angesprochen … 😉

        Was Haratischwili angeht, so liegt „Die Katze und der General“ bei mir herum und wird sicherlich auch irgendwann gelesen …

        Lieben Dank für die Anregungen – hach, endlich mit Profis arbeiten. 😉

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      • Letzteres kann ich nur zurückgeben 😉 Was Pamuk betrifft, mochte ich z.B. „Snow“ viel lieber, und werde zeitnah „My Name is Red“ lesen. „Die Nächte der Pest“ ist aus meiner Sicht nicht sein bestes Werk.
        Parallelen mit „Wolkenatlas“ habe ich ebenso von vielen Rezipient:innen gelesen. Daher wäre es wohl etwas für dich 🙂
        „Die Katze und der General“ habe ich hier vor einiger Zeit sehr positiv besprochen, heute lese ich endlich „Das mangelnde Licht“ an. 🙂

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      • Nur so zur Info: „Wolkenkuckucksland“ ist bestellt, zusammen mit Oscar de Muriel, um meinem Hang zu historischen Krimis nachzugeben, und „Chaos“ von David Mitchell, der mir in meiner Mitchell-Lektüreliste noch fehlte. Damit wird sich die Zeit überbrücken lassen, die bis zu Mitchells neuem Roman noch vergehen muss. 😉 Ich werde berichten! 🙂

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      • Oh, da bin ich sehr neugierig und gespannt – und hoffe vor allem, dass Doerr Dir gut gefällt 😍

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      • @fraggle: Ich würde mit jedem andren Pamuk anfangen. Die Nächte der Pest vergisst, ganz im Gegensatz zu Eco, die Erzählung fast vollständig über das herunterleiern historischer „Fakten“ zu einer fiktiven Insel.
        „Schnee“ ist denke ich die solideste Arbeit von Pamuk innerhalb dessen, was man gemeinhin als sein Metier ansieht. Die besten Momente enthält „Das schwarze Buch“.
        Ganz nüchtern der gelungenste Roman dürfte „Das stille Haus“ sein.

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      • Dann muss ich mir „Das stille Haus“ auch noch zu Gemüte führen, danke für die Ergänzung 🙂

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      • Ich bitte, die späte Rückmeldung zu entschuldigen, aber WordPress hat es frecherweise unterlassen, mich über deinen Kommentar zu informieren. 😉 Ich hatte bezüglich „Die Nächte der Pest“ schon fast den Bestellknopf betätigt, jetzt aber erst mal davon abgesehen und mich mit den anderen erwähnten Romanen beschäftigt. Nur hat es spontan den Anschein, als würde keiner davon mich in inhaltlicher Hinsicht gerade so wirklich ansprechen … nun, wir werden sehen. Danke für die Anregungen!

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      • Du willst dir also unbedingt in der Pandemie Pandemieromane reinziehen 😉 ?

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      • Nun ja, ich hab auch während der Pandemie „Die Pest“ gelesen, bin also insofern hart im Nehmen. 🙂

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