Der US-Amerikanische Autor Michael D. Meloan (* 1950) hat bisher sowohl Kurzgeschichten als auch Drehbücher und Hörspiele veröffentlicht. Zusammen mit seinem Bruder Steven Meloan schrieb er den Roman „The Shroud“, zahlreiche Essays sind in der Huffington Post, Wired u.a. erschienen.
Den in Teilen autobiografischen Roman „Pinball Wizard“ (2022) bewirbt der Pressetext mit dem Alternativtitel „Meine Begegnung mit Charles Bukowski“. Auch wenn der kontroverse Griesgram in Michael D. Meloans Buch eine tatsächlich nicht unwichtige Rolle spielt, überzeugt der Roman mit ganz anderen Vorzügen.

Michael D. Meloan ist als Mensch und Autor ein gleichartig facettenreiches Individuum.
Über die vielfältige Liste an Publikationen hinaus war Meloan mehrere Jahre als Software-Ingenieur tätig.
Zudem befand – und befindet – Meloan sich als Teil dessen, was in Los Angeles als alltägliches Treiben gilt und für deutsche Lesende eher durch den Filter von Medien bekannt ist, ständig in der Peripherie von berühmten Autor*innen und Schauspieler*innen – sowie denjenigen, die es noch werden wollen.
Im Kontext Medienrummel tritt Meloan selbst beispielsweise noch als Interviewpartner in den Dokumentarfilmen Bukowski: Born Into This und Joe Frank: Somewhere Out There auf.
Inwiefern der Roman „Pinball Wizard“, aus dem Amerikanischen übersetzt von Sigune Schnabel, auf Tatsachen und echten Erlebnissen basiert, bleibt aufgrund der beruflichen Tätigkeit des Autors spekulativ offen – dies wahrscheinlich schon aus rechtlichen Gründen und der mutmaßlichen Notwendigkeit einer gewissen Geheimhaltung.
Die Deutung des komplexen technischen Inhalts und der militärbezogenen Aspekte dürfte eher Verschwörungstheoretiker*innen als Bukowski-Fans ansprechen. Doch in dieser Geschichte kommen beide Seiten auf ihren Lesegenuss.
„Pinball Wizard“ steht im Roman für den Codenamen einer streng geheimen Militäroperation, die NATO-Kampffliegern dabei helfen soll, Boden-Luft-Raketen aus Ostblock-Ländern auszuweichen. Den Software-Ingenieur Ralph Hargraves stellt dieser Auftrag vor lebensverändernde Entscheidungen – denen sich der Protagonist nicht unbedingt stellen möchte.
Kein Wunder: eine genauere Bestandsaufnahme seines Privatlebens lässt auf so ziemlich jeder Ebene Risse, Probleme und Konflikte deutlich werden.
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Hargraves‘ Figur wird von Literaturprofessor Bill Mohr als der erste (und vermutlich einzige) Erzähler gelobt, der trotz seines Berufs als Programmierer ein ausreichendes Maß an Komplexität für ein genießbares Leseerlebnis aufzeigt.
Dieser Einschätzung möchte ich voll und ganz zustimmen: Nicht nur im Privaten, sondern im Beruflichen wird der Protagonist mit zahlreichen Kleinigkeiten ausgeschmückt, die die Figur als lesbarer Mensch, nachvollziehbare Person und persönlichkeitsstarkes Individuum hervortreten lassen.
Dabei steigert Meloan sich in enorm viele Facetten seiner Erzählwelt hinein: Hargraves Vater liegt zum Beginn der Geschichte im Krankenhaus, die Eltern führen einen bitteren Scheidungskrieg, die (durchschnittlich begabte, doch bildhübsche) Freundin ist zwischen diversen Drogentrips bemüht, Karriere als Sängerin zu machen. Vor allem befindet sich Hargraves auf einem schmalen Pfad zwischen Liebesleben und Karriere, da neue berufliche Perspektiven ihm immer mehr seines Selbst abverlangen.
Bewundernswert sind die gelungene Taktung und inhaltliche Balance der Geschichte: Meloan verwendet offensichtlich vorhandenes Know-How zum Umgang mit Programmiersprachen, weiß mit technischen sowie menschlichen Details umzugehen und webt die Facetten von Hargraves‘ Existenz gekonnt ineinander. Es ist sogar erstaunlich, mit welcher Leichtigkeit ein derart üppiger Inhalt in einen Roman von knapp 130 Seiten gepackt worden ist.
Zu einer komplexen Handlung gesellen sich weitere Schnörkel wie die in Hargraves Kollegen auffindbare Figurenkomik, authentische und L.A.-typische Beschreibungen von Verkehrsknoten und logistischen Details – Angelenos kommen nämlich nicht um eine tägliche Unterhaltung über den Verkehr umher – oder die (nebensächliche doch kontinuierliche) Auseinandersetzung mit kulinarischen Nuancen.
Zugegeben: die Nebenfiguren sind teils mit äußerst klischeehaften Zügen behaftet. Doch wird dies mittels der humoristisch-zynischen Behandlung ausgeglichen – der übrigens auch die Figur Bukowski nicht entkommt. Meloans eindeutige Entromantisierung desjenigen, was die Handlung selbst in klischeegefährdetes Territorium treiben würde, verleiht dem Roman das gewisse Etwas.
Meloan dekonstruiert Vorstellungen wie den glamourösen Sexappeal von top secret Missionen oder den Traum von einer liebevollen Mentorenbeziehung mit literarischen oder musikalischen Idolen. Aufgrund dieses schonungslosen Umgangs mit seinen Figuren gelingt eine ungemein unterhaltsame Geschichte mit Biss und Pep.
Witzigerweise denkt mensch in diesem turbulenten erzählerischen Geflecht von Eindrücken und Szenen, top secret Missionen, diversen Drogen und alkoholischen Getränken und großen emotionalen Entscheidungen gar nicht mehr an Charles Bukowski, der zum Beginn des Romans kurz auftaucht – sodass der ebenso an ihn gebundene Ausklang der Geschichte umso lohnender und gelungener ausfällt.
Summarum: Auch wer initial nur für Charles Bukowski in die Geschichte reinliest, wird schlussendlich für Ralph Hargraves bleiben wollen. Meinerseits spreche ich für „Pinball Wizard“ eine Leseempfehlung aus.
Disclaimer: Bei dieser Buchbesprechung handelt es sich um eine bezahlte Kooperation.
Das beeinflusst jedoch in keinerlei Hinsicht meine authentischen Gedanken zu Buch, Thematik und Autor*in.
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Bibliografie:
Titel: Pinball Wizard. In Deutsch und Englisch.
Autor*in: Michael D. Meloan
Übs.*in: Sigune Schnabel
244 Seiten | 12,00 € (D)
Erscheinungsdatum: 2022
Verlag: RUP
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