Ein facettiertes Panorama eines polarisierenden Künstlerlebens, ein wahrer Genuss für Entdecker*innen der Natur über, unter und um uns – und eine essayistische Entdeckungsreise in die Steinzeit. Im heutigen Beitrag aus der Reihe „Drei Kurzrezensionen“ teile ich meine kompakten Eindrücke zu drei vor Kurzem gelesenen Sachbüchern.
Zusätzlich zu den regulären ausführlichen Buchbesprechungen erscheinen seit Kurzem unter dem Serientitel „Drei Kurzrezensionen“ gebündelte Momentaufnahmen. Diese Texte entstehen meist als unmittelbare Eindrücke direkt während oder kurz nach der Lektüre und sollen lediglich eine Impression des jeweiligen Buchs darstellen. Weiteres können wir bei Interesse sehr gerne in den Kommentaren besprechen und ausführen.
Im heutigen Beitrag habe ich meine Gedanken zu drei lesenswerten Sachbüchern gebündelt, die sich mit den Themenkomplexen Natur, Kunst und Geschichte der Menschheit beschäftigen.
Jasmin Schreiber: „Schreibers Naturarium“

Liebevoll nimmt die Biologin Jasmin Schreiber Lesende an die Hand und führt sie im Monatstakt durch das Kalenderjahr.
Als Lehrerin, Freundin und leidenschaftliche Entdeckerin zeigt Schreiber in ihrem Naturarium, welche versteckten Orte in unserer unmittelbaren Nähe besonders interessant sind, wie Menschen zur Biodiversität beitragen können und vieles mehr.
Die üppige Monografie beinhaltet ein immenses Fachwissen, ist jedoch unendlich charismatisch geschrieben und fungiert hervorragend als Buch für die ganze Familie, um gemeinsam die Natur zu entdecken.
Schreiber lädt nicht nur in den nächsten Wald ein, sondern weist hin auf krabbelndes, zirpendes, summendes Leben mitten in der Stadt, auf der Straße, im Himmel über uns sowie in der Erde unter uns.
Das Naturarium ist mit zahlreichen Illustrationen der Autorin ausgestattet, was es auch im ästhetischen Sinne zu einem wahren Genuss für Entdecker*innen macht. Überdies hat Schreiber viele interessante Projektideen eingebettet: unternehmungslustige Lesende haben die Gelegenheit, mit ihr ein Herbarium einzurichten, Sternenkarten zu zeichnen, ‚Unkraut‘ zu essen oder zum Nature Writer zu werden.
„Schreibers Naturarium“ bringt Stadtkindern bei, die spannende Vielfalt der Natur zu entdecken, lehrt Kenner*innen und Naturfreund*innen, die vielfältigen Zusammenhänge und Wechselwirkungen zwischen diversen Sphären zu orten – und amüsiert mit ihrer humoristischen Perspektive auf Tiere und Insekten.
Im Naturarium findet jedes Geschöpf seinen Platz. Klassischen Lieblingen wie Igel, Fuchs, Hummel oder Murmeltier wird im Naturarium ebenso viel Aufmerksamkeit zuteil wie Spinnen und Asseln, Fischen und Tauben, Pilzen und Parasiten. Verziert wird das Ganze noch mit zahlreichen witzigen und sehr persönlichen Anekdoten und Jugenderinnerungen von Schreiber.
Fazit: Ein toller Begleiter durch das gesamte Jahr, der meines Erachtens jeden Lesenden mit einer Begeisterung für Flora und Fauna anstecken wird.
Hier geht’s zur Leseprobe.
Jasmin Schreiber: Titel. Eichborn Verlag, 2023. 352 S., 26,00 € (D).
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Ina Conzen: „Pablo Picasso“

Wer kennt ihn nicht: Pablo Picasso, enfant terrible, Wegbereiter des Kubismus.
Ein Mensch voller Wandel und Widersprüche, polarisierend in seiner Blauen Periode, Rosa Periode, nicht weniger kontrovers im aktuellen Diskurs – und doch zweifellos einer der faszinierendsten Künstler*innen unserer Zeit.
Ina Conzen legt in ihrer Monografie eine umfassende Lebens- und Werkgeschichte vor, die Picasso als Spieler und Produkt seines kulturhistorischen Umfeldes zeigt.
Conzen erörtert den Zusammenhang der Schaffensphasen in ihrem Buch pointiert und sachlich – und bietet auch Kenner*innen viele interessante Informationen zum Leben und Werk Picassos.
Aspekte wie die Wichtigkeit der Gegenwärtigkeit von Kunst, die stark variierende Rezeption in Deutschland, Spanien und Frankreich, der existenzialistische Kern seiner stark sexualisierten Gemälde – und viele zusätzliche Facetten führt Conzen in diesem Schmalen Büchlein aus der Reihe „C. H. Beck Wissen“ aus.
Besonders interessant war für mich der – in Ereignissen sowie Bildern gezeichnete – Weg zur Erkenntnis von Picassos Frauenbild, die Kausalität seiner Bezeichnung der Frau als „Werkzeug des Leidens“ (71). Doch darüber hinaus fesselten mich die Hintergründe der Entstehung von „Guernica“, Picassos Bezug zum Spanischen Bürgerkrieg, das Engagement und das Selbstverständnis als politisches Wesen und seine Parallelisierung von menschlichem und tierischen Leiden.
Conzen legt mit dem Buch ein facettiertes Panorama dar, welches auch für Kenner*innen mit Sicherheit neue Perspektiven auf den Künstler und seine diversen Schaffensphasen eröffnet – beispielsweise, dass der Künstler über 2000 Keramiken schuf.
Fazit: Für Randinteressierte sowie Liebhaber*innen bietet Conzens Monografie „Picasso“ eine konzise, dezidierte Auseinandersetzung mit Leben, Werk, Kopf und Seele des ambivalenten Künstlers. Beiderlei Lesenden möchte ich die Monografie daher ans Herz legen.
Hier geht’s zur Leseprobe.
Ina Conzen: Pablo Picasso. C. H. Beck Verlag, 2023. 128 S., mit ca. 40 Abbildungen. 12 € (D).
Silvia Ferrara: „Der Sprung“
Übersetzt von Enrico Heinemann

Auf den Spuren ihrer Monografie „Die große Erfindung. eine Geschichte der Welt in neun geheimnisvollen Schriften“ möchte Silvia Ferrara im neuen Buch „Der Sprung“ Zusammenhänge und Prozesse in Form von Sprüngen aufzeigen, die die die frühesten Phasen der Entstehung unseres Vorstellungsvermögens und des menschlichen Denkens beschreiben.
In Sprüngen nach vorn, nach oben, hinaus und ins dunkel teilt Ferrara ihre eher essayistische als analytische Betrachtung zu diversen Funden der Steinzeit.
Ambitioniert umrundet die Professorin für Ägäische Kulturen in ihrem Buch die Welt, ermutigt Lesende, sie bei den Entdeckungen von Höhlen, Wüsten, Gewässern und Städten zu begleiten – und sucht immer wieder nach Zusammenhängen zwischen Animation, Projektion und Intention.
Ferraras Monografie ist ein besonderes Stück Forschungsliteratur, da die Autorin zwar im erzählerischen Sinne in einem sehr ruhigen Tempo voranschreitet und immer wieder zu den ersten Kapiteln des Buchs zurückkehrt, wenn es um die Rekontextualisierung von Zeichen, Sprache und Symbol geht; doch rast sie stets zwischen Jahrtausenden, Kontinenten und Zeiten.
Zwar ist die Entscheidung für einen Ton auf Augenhöhe sympathisch und hilft der Monografie, auf subtile Art und Weise Begeisterung für sehr alte Objekte zu kommunizieren, doch bleibt stellenweise unklar, worin der Mehrwert für einen solch üppigen Essay liegt, mit dem Ferrara in eigenen Worten gerade Laien begeistern möchte. Daten und Fakten werden im Buch mit zahlreichen Milieubeschreibungen und Exkursen bestückt, die für den Gesamteindruck für einen Einsteigenden argumentativ weniger gewinnbringend, sondern eher ablenkend sind.
Dennoch lohnt sich die Lektüre für diejenigen, die sich bereits für Semantik und Symbolkunde, für das Altertum und die Anfänge moderner Zivilisation begeistern, definitiv. Die enormen Fachkenntnisse der Autorin sind nicht zu übersehen und trotz hohem Anmaß an essayistischen Einwürfen verliert sie an keiner Stelle den sachlichen Faden der Monografie.
Fazit: Für an Zeichen und Sprachen interessierte, kulturhistorisch geneigte liegt hier daher definitiv eine Leseempfehlung vor.
Hier geht’s zur Leseprobe.
Silvia Ferrara: Der Sprung. C. H. Beck Verlag, 2023. 224 S., mit 32 Abbildungen. 26 € (D).
Gerne können wir uns in den Kommentaren über Deine letzten Lektüren und die drei besprochenen Bücher unterhalten. Ich freue mich auf Ergänzungen und Eindrücke zu Buch, Autor*in und Thematik.
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