
Die Montagsfrage ist ein Dialog, der allerlei Themen bezüglich diverser Aspekte des Literaturbetriebs umfasst. Die Frage wird wöchentlich gestellt von Antonia bei Lauter&Leise.
Diesmal geht es um persönliche Lesepräferenzen.
Die Montagsfrage #104 lautet: Was ist dein Lieblingsgenre und warum?
Es gibt zahlreiche kleine Antworten und neue Fragen, die sich aus dieser Thematik entwickeln könnten. Der erste Schritt zu meiner Antwort soll allerdings eine kurze Klärung der angewandten Begriffe sein.
Nach jahrelanger Beschäftigung mit Belletristik und Sachbüchern, literaturwissenschaftlichen Texten und Publikationen zu verwandten Themen steht für mich außer Zweifel, dass man gerade im Deutschen weiterhin über das Verständnis von „Genre“ in Bezug zur „Gattung“ diskutieren kann. Für die konkrete Fragestellung wird die belletristische Trias Epik-Lyrik-Drama berücksichtigt.
Entsprechend der vorgegebenen Fragestellung ist also nun von Epik und Romanen die Rede. Folgt man jedoch (dilettantischen oder progressiven?) Kategorisierungen bei (Online-)Buchhandlungen oder Blogger-Communitys, werden anderer Art Teilungen vorgenommen, die nicht mehr mit dem korrelieren, was man in der Schule über literarische Gattungen und Genres gelernt hat. (Apropos Haarspalterei: über den Begriff „Epoche“ reden wir bitte schonmal überhaupt gar nicht.) Bereits an dieser Stelle ist ein Exkurs zu anderen Fragestellungen möglich.
Doch lasse ich mich bei der Montagsfrage offensichtlich allzu gerne ablenken. Wird hier eine weiterführende Frage nach der Beliebtheit von Kurzformen wie Lyrik, Kurzgeschichten, Tragödien und Komödien unvermeidbar? Gegebenenfalls – doch wie ich die Montagsfrage bisher kenne, hebe ich mir die in Frage kommenden thematischen Exkurse erstmal für potentielle zukünftige Fragestellungen auf. Beispielsweise bezüglich der Arten und Formen von Sachbüchern, die ich bevorzuge, suche und mag, mache ich bei der nächsten Gelegenheit gerne das Fass auf.
Zurück zum ursprünglichen Thema. Mich auf Belletristik und Romane richtend möchte ich bezüglich der eigenen Präferenzen eine rhetorische Reise in literarische Inhalte vornehmen, bevor eine formspezifische Antwort formuliert wird.
Also stelle ich zunächst folgende Frage:
Welcherlei Inhalte, Tropen, und Figuren sprechen mich in einem Roman am allermeisten an?
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Danke für Deine Aufmerksamkeit. Nun geht es weiter mit dem Beitrag zur Montagsfrage.
Ich lese gerne Bücher, die in der Realität stattfinden. Die Stilisierung darf sie gerne in eine Hyperrealität umwandeln, doch interessiere ich mich eher für Historien, kulturelle Erfahrungen und psychologische Nuancen. Die Auswahl meiner Lese-Highlights aus 2019 (Atwood, Slimani, Min Jin Lee u.a.) oder zu den gerade erwähnten Merkmalen sogar besser passend die Lesehighlights 2018 (Morrison, Moshfegh, Böll u.a.) illustrieren das relativ gut und genau.
Als Ausnahme stehen zahlreiche Dystopien in meinem Regal. Eine Auswahl alternativer fiktiver Realitäten, die die conditio humana mithilfe von teils absurden und humoristischen Szenarien (Brave New World), teils furchterregenden und historisch inspirierten (Fahrenheit 451, Handmaid’s Tale) Geschichten durchleuchten. An den Dystopien faszinieren mich meistens historische, soziologische oder psychologische Extreme, deren Potential und Auswirkungen mithilfe von einer Mischung aus analytischen Fähigkeiten und Phantasie ausgeschöpft wird.
Gut formulierter und ordentlich fundierter fiktiver soziopolitischer Radikalismus ist beispielsweise ein faszinierendes Phänomen – um neben realen Welten als Warnschild, Kontrastbeispiel, Argumentationsübung oder verstörend kluges Fabelwesen zu stehen.
Die allegorische Natur und den eskapistischen Zweck von Fantasy und Sci-Fi sehe ich selbstverständlich ein und kann ihren Reiz gewissenmaßen nachvollziehen. Dennoch gibt es wenige solcher Bücher, die mein Interesse geweckt haben. Harry Potter, Herr der Ringe und die Königsmörder-Chronik sind großartige Reihen – doch eher als Ausnahmen in meinem Regal zu finden.
Ebenso lerne ich gerne über Länder, Persönlichkeiten und Kulturen, in dem Sinne tendiere ich zu Biografien und historischen Romanen.
Dies beeinflusst schließlich alles meine endgültige Auswahl des Lesematerials – und vor allem tut es dann oft der Klappentext. Denn genrespezifisches Vorgehen kann beengend sein, und offen für Neues zu bleiben ist für eine Existenz als semi-professioneller Buchschlucker mindestens imperativ.
Allgemein zusammengefasst lese ich also gerne psychologisch vielschichtige Romane mit realistischen Inhalten und historischem Boden. Beispiele für diese recht breite Fächerung sind glücklicherweise zahlreich auffindbar – denn ganz zufällig betreibe ich einen Buchblog mit regelmäßig erscheinenden Rezensionen zu Büchern, die ich (in den meisten Fällen) als Lesegenuss empfinde. 😉
Welche Genres sprechen euch am meisten an, und warum? Auf eure Resonanz freue ich mich in den Kommentaren.
Die Montagsfrage #101 – Trigger-Warnungen in Büchern?
Die Montagsfrage #100 – Welche Frage würdet ihr in Zukunft gern gestellt sehen?
Die Montagsfrage #99 – Wie nützlich findet ihr die Buchpreisbindung?
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