Die Montagsfrage #109 – Wann entscheidest du, ein Buch nicht zu Ende zu lesen?

Die Montagsfrage ist ein Dialog, der allerlei Themen bezüglich diverser Aspekte des Literaturbetriebs umfasst. Die Frage wird wöchentlich gestellt von Antonia bei Lauter&Leise.

Diesmal geht es um Bücher, die man nicht beenden möchte.


Die Montagsfrage lautet: Wann, bzw. auf welcher Grundlage entscheidest du, ein Buch nicht zu Ende zu lesen? Oder quälst du dich durch jedes Buch?

Anhand meiner letzten Leseerfahrungen bietet diese Frage einige aktuelle Anhaltspunkte zur Reflexion an, denn beide zuletzt in die Hand genommenen Bücher hätte ich fast nicht zu Ende gelesen – und es ist in beiden Fällen aus ganz bestimmten Gründen dazu gekommen.

Was finde ich an einem Buch fesselnd und interessant?
Es sollte einen Protagonisten, ein Ereignis oder eine Sachlage beinhalten, die auf eine interessante Art und Weise beschrieben oder aus einer neuartigen Perspektive reflektiert wird. Der Text sollte stilistisch überdurchschnittlich geschrieben sein. Die Komposition sollte Spannung beinhalten und diese bis zum Ende der Handlung auch tragen können.


Nun ist dies natürlich oft nicht der Fall, und nur einige dieser Kriterien werden erfüllt. Ab wann lese ich nicht mehr weiter?
Aufgrund letzter Lesemonate bleibt es meistens am Stil hängen. Interessante Grundlagen und Stoffe sind entweder vorhanden, oder man interpretiert aus dem Text Sachen heraus, die nicht unbedingt von den Kapazitäten des Autors, sondern der eigenen Bandbreite beeinflusst werden. Wenn jedoch aus einem interessanten Stoff kein guter Text gemacht werden konnte, scheitert es auch an der Leselust.

Ich breche grundsätzlich selten Bücher ab. Dank Klappentexten, Leseproben und einer realistischen Selbsteinschätzung kommt es immer seltener vor, dass ein sorgfältig ausgesuchtes Buch sich als etwas ungenießbares ausweist. Da ich Bücher meistens online bestelle, können vom Zeitdruck motivierte Grübeleien der Art „oh, das ist nicht ganz meine Farbe – aber irgendwann werde ich sowas bestimmt anziehen, und ich spare ja auch 50% am Kaufpreis also fälle ich hier eine schlaue Entscheidung“ die Entscheidung nicht beeinflussen.


Die erwähnten Romane habe ich beide überflogen. Im ersten Fall handelte es sich um eine unglaublich spannende Geschichte, die auf wahren Begebenheiten basiert, und ich wollte wissen, was aus den Figuren wird. Meine Hoffnungen für bestimmte Entwicklungen der Nebenfiguren wurden dadurch allerdings nicht erfüllt, und eigentlich hätte ich genauso gut den entsprechenden Wikipedia-Artikel lesen können. Aber gut, einmal im Jahr kann man auch sowas durchgehen lassen.

Im zweiten Fall fesselte mich der Schreibstil, da es sich um einen renommierten Autor handelt und der Text in puncto Satz und Wortwahl wirklich herausragend umgesetzt war. Und dennoch hat mich die Handlung irgendwann vollständig befremdet, woraufhin ich das Buch nur überflogen habe.


In einigen Fällen bietet sich eine Rückkehr zum Stoff an. Sprich, man liest vielleicht zum falschen Zeitpunkt ein eigentlich tolles Buch, oder bleibt im der Handlung aus irgendwelchen Gründen stecken. Zwanzig Seiten weiter und plötzlich kehrt die Magie wieder. Es lag nicht am Buch, sondern am Leser. In jeder Beziehung muss man mal eine Pause einlegen, ich halte diese Notwendigkeit für etwas normales und gesundes, auch im Leseprozess.

Die Rückkehr zur Lektüre hat mir bisher noch keine Enttäuschungen bereitet – denn in realistischer Selbsteinschätzung bin ich mittlerweile geübt.

Kurz und bündig: lieber treffe ich meine Kaufentscheidungen mit Sorgfalt und siehe auch bei Rezensionsexemplaren ganz genau hin, von wem und über was das Buch eigentlich kommt, ist und spricht.


Dank diesem relativ strikten Prozedere lege ich selten einen Roman beiseite. Sollte er mich jedoch vollständig enttäuschen, scheue ich davor auch nicht zurück –
das Leben ist viel zu kurz für die Lektüre von durchschnittlichen Texten.

Wie gestaltet es sich bei euch, bricht ihr oft Lektüre ab – und wenn, dann warum? Was könnte euch dazu bewegen, zum Buch zurückzukehren?

Auf eure Resonanz freue ich mich in den Kommentaren.


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  1. Ein zu komplexes Thema, um es kurz abzuhandeln. Trotzdem nur ein knapper Kommentar.
    Für mich ist es selbstverständlich, Lesestoff sorgfältig auszuwählen. Dennoch kommt ab und zu ein Buch auf den Tisch, das nicht gefällt. Oftmals liegt es dann daran, dass falsche Versprechungen bei der Ankündigung/ auf dem Waschzettel gemacht wurden.
    Mich stört
    – bei einem Krimi Langweile und Spannungslosigkeit. Wenn sich das über einen längeren Seitenumfang hinzieht, breche ich ab.
    – Ebenso, wenn eine Story schlecht recherchiert erscheint,
    – Krimis damit punkten wollen, alle anderen in der Menge des Blutes zu übertreffen. Ich liebe Krimis mit ungewöhnlicher Handlung, ungewöhnlichen Verbrechen oder Mordmethoden, – werkzeugen, Motiven die nicht schon tausende von Malen durchgekaut wurden
    – zu klischeehafte Werke mag ich nicht
    – unlogischer Aufbau oder Inhalt kann zum Abbruch führen
    – wenn zudem kein „Erkenntnisgewinn“ da ist und das Buch mich auch sonst nicht gut unterhält (wie auch immer das zu definieren ist), kann es Grund für einen Abbruch sein.
    Manchmal sind KO-Kriterien bereits nach wenigen Seiten erkenntlich, machmal quäle ich mich durch 100 Seiten, bis ich aufgeben.
    Ich achte auf Autor/Autorin-Namen, Verlag, auch – kritisch – auf die Meinung von Rezensenten (auf Blogs und in verschiedenen Medien von etwa einem Dutzend Profis). Aber ab und zu möchte ich Bücher von mir bisher nicht gelesener Autoren/Autorinnen kennenlernen, oder auch mit interessant erscheinender Thematik.
    – aber nicht nur da passiert’s, dass ich ein Buch (Kriminalliteratur, Belletristik, Sachbuch) vor dem Ende resigniert oder verargert zuklappe.
    Dieser Kommentar ist verfasst als unvollständiges Fazit aus Leseverhalten – und Erfahrung seit Schulabschluss vor 55 Jahren.

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