
Die Montagsfrage ist ein Dialog, der allerlei Themen bezüglich diverser Aspekte des Literaturbetriebs umfasst. Die Frage wird wöchentlich gestellt von Antonia bei Lauter&Leise.
Heute geht es um Kreativität und schriftstellerische Aktivitäten außerhalb des Blogformats. Ich verrate euch, welche Ambitionen ich im literarischen Betrieb habe, wenn es ums eigene belletristische – oder wissenschaftliche – Werk geht.
Die Montagsfrage #120 lautet:
Schreibt ihr auch außerhalb eures Blogs (Geschichten, Bücher etc.) und habt ihr vielleicht schon selbst veröffentlicht?
Die ganz kurze Antwort auf die Frage lautet: Ja, und ja.
Dass es jetzt im Beitrag nicht bei dieser knappen Info bleibt, ist natürlich klar. 😉
Die Antwort ist sogar recht komplex und teilt sich in drei Phasen ein.
Bisher habe ich Gedichte und Kurzgeschichten auf Estnisch verfasst und einige Gedichte auch in einer Anthologie veröffentlichen können. Es gibt darüber hinaus auch im estnischen Sprachraum – so klein wie er ist – diverse Online-Communitys zur Veröffentlichung von Gedichten und Kurzgeschichten. Zwischen 2006 und 2009 war ich ein aktives Mitglied einer solchen Community und habe einige erhellende Austausche geführt.
Nach der Schulzeit habe ich meine schriftstellerischen Tätigkeiten größtenteils eingestellt, da ich mich auf akademische Errungenschaften konzentrieren wollte. Kleinere Fragmente, tagebuchartige Einträge in Notizbücher und Reflexionen habe ich dennoch regelmäßig zu Papier gebracht, mich allerdings auf wissenschaftliche Inhalte fokussiert, da die akademische Karriere zurzeit Priorität besaß.
Das Schreiben und Verfassen von Texten ist für mich allerdings wie eine Sucht und ein Zwang – im besten Sinne dieser Wörter. Dementsprechend habe ich, nachdem ich in Deutschland das Masterstudium begonnen habe, zum Format des Buchblogs gefunden und anfangs estnischsprachige, danach englischsprachige Inhalte zu gelesenen Lektüren veröffentlicht. Diese gab es meistens wöchentlich, jedoch immer mit einer kontinuierlichen Regelmäßigkeit zwischen 2009 und 2019 zu lesen, die estnische Blogseite ist und bleibt online verfügbar.
Erst vor kurzem habe ich mir ans Herz gefasst und begonnen, belletristische Texte auch auf Deutsch zu schreiben. Ich zögerte lange, da es trotz multilingualer Erziehung nicht meine Muttersprache ist. Die akademische Sphäre hatte ihre eigenen sprachlichen Ansprüche und Vorlagen, die wenig Platz für Kreativität ließen, mir jedoch zahlreiche Schwachstellen in meinen sprachlichen Fähigkeiten verdeutlichten. Dieser Rücksetzer führte mich erstmal zur regelmäßigeren Lektüre deutschsprachiger Literatur, auch in Übersetzung – denn ich lese eigentlich sehr gerne auf Englisch.
Bookstagram, die Buchbloggersphäre und unsere tolle Buchcommunity haben mir bei der sprachlichen Weiterentwicklung ebenso immens geholfen: Das Verfassen von Buchrezensionen in deutscher Sprache lässt mich des Öfteren über Formulierungen, Wortwahl und Satzstruktur grübeln und öffnet kreative Türen, wo die Akademische Welt nur in grammatikalische Einbahnstraßen führte, die in Sackgassen endeten.
Zum Ende letzten Jahres habe ich mich dementsprechend entschlossen, Kurzgeschichten und Essays auf Deutsch zu schreiben und nehme ab Anfang 2021 regelmäßig an Ausschreibungen teil, deren Vorgaben mit meinen Inhalten übereinstimmen. Da ich bereits eine Richtung habe, was die Inhalte betrifft, ist etwas passendes gar nicht so einfach zu finden – bisher war ca. alle zwei Monate eine interessante Ausschreibung dabei.
Es verlangt allerdings einiges an Zeit und emotionalen Kapazitäten von mir ab, eine Kurzgeschichte von sieben bis zehn Seiten zu verfassen, weswegen ich Freizeit sehr schätze und nur in Teilzeit arbeite, um mir mein Hobby in vollen Zügen auch zu gewähren. Da kam die Pandemie mir tatsächlich eher entgegen und ließ mich auch den Mut zu diesem Entschluss finden, wofür ich dankbar bin.
Im Idealfall führen die kreativen Übungen und Kurzgeschichten irgendwann zu einem Roman – dies würde mich im Moment jedoch zu viel Zeit und Kraft kosten, um so ein großes Projekt tatsächlich zu beginnen. Dennoch sammle ich langsam auch dafür Ideen und strukturiere ganz langsam das Handlungsgerüst.
2025 – wer weiß… 😉
Sollte sich hinsichtlich einer Veröffentlichung zukünftig etwas ergeben, teile ich euch dies auch hier mit. Bis dahin freue ich mich aber brennend zu erfahren, ob Du ebenso Ambitionen als Autor:in hast, bereits Texte von Dir online oder in Print zu lesen sind – und ob Du allgemein findest, dass das Schreiben ein schönes oder ein anstrengendes Hobby ist.
Auf Deinen Senf in den Kommentaren freue ich mich!
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Vielen Dank!
Sehr interessant, ich finde es toll, dass du diesen Schritt gewagt hast, auch wenn Deutsch nicht deine Muttersprache ist. Ich verfolge deinen Blog gerne und wünsch dir viel Erfolg für die Kurzgeschichten!
LG, Tala
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Dankeschön, das bedeutet mir sehr viel!
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