Panorama: Auditive Aufmerksamkeit

Im heutigen Beitrag möchte ich euch einen weiteren Blick in tägliche Gedanken außerhalb aktueller Lektüren gewähren.

Neueste Entwicklungen bezüglich der Literarischen Abenteuer und persönliche Erkenntnisse führten mich vor Kurzem zu einer Neuentdeckung und Wertschätzung von auditiven Inhalten – die ich im früheren Alltag vollständig ausgeschlossen hatte.

Warum finde ich Hörbücher plötzlich so ansprechend?


Das Hörbuch ähnelt in der Rezeptionsentwicklung mehr dem Roman, als auf den ersten Blick zu erahnen ist. Gleich der Veröffentlichung von Romanen als Reihe in Zeitungen wurden auch Romane im Radio als Serie vorgelesen.

Zu meinen liebsten Kindheitserinnerungen gehören Sommer, an denen ich mit meinem Opa dem abendlichen Literaturprogramm gehorcht habe – eine schöne, stille, geradezu heilige Stunde.


Allerdings geriet dieses Format für mich schnell wieder in Vergessenheit, da ich ein vorrangig visuell denkender, Inhalte in ihrer optisch wahrnehmbaren Form besser und effizienter verarbeitender Mensch bin. Grundsätzlich hat man ja meistens eine visuelle oder auditive Stärke, die eine Person üblicherweise zur Schulzeit entdeckt, sobald größere Mengen an Informationen effizient gespeichert werden müssen.

Auch im Studium habe ich auf geradezu maschineller Art so viele Notizen wie möglich gemacht, damit ich den tatsächlichen Inhalt später in Textform aufnehmen und verinnerlichen konnte. In der Vorlesung gab es schlichtweg zu viele Ablenkungen, um mich auf die Dozent:innen konzentrieren zu können.

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Im Grunde genommen ist es auch nicht zu missbilligen, wenn eine Person zunächst auf seine Stärken baut, um neue Inhalte besser aufzunehmen und zu erlernen. Allerdings kann sich eine gezielte Eingrenzung der körperlichen Fähigkeiten später auch rächen.

Vergleichsweise ist man meistens Rechts- oder Linkshänder und besitzt bei den meisten Aktivitäten eine „begabtere“ Hälfte. Habt ihr allerdings jemals versucht, mit der anderen Hand zu schreiben? Beim Sport mit dem „schwächeren“ Bein den Fußball zu schießen?

Asymmetrie ist eine grundlegend menschliche Eigenschaft. Vollständig ins Gleichgewicht kann man seine zwei Körperhälften nicht bringen. Dennoch hilft es zur Pflege und Erhöhung der Neuroplastizität, auch die schwächere Hälfte in Aktivitäten einzubeziehen: Kleinigkeiten wie sich mit der anderen Hand die Zähne zu putzen oder ab und zu eine Schreibübung durchzuführen stimulieren Bereiche des Gehirns, die andernfalls verkümmern würden. Je älter man wird, desto intensiver sollte man sich mit diesem Thema beschäftigen.


In diesem Sinne bietet sich auch die Ergänzung und Pflege diverser Formen und Fähigkeiten der Informationsaufnahme an – auch wenn man kein auditiver Mensch ist, sollte man daher ab und zu auf auditive Formate zugehen.

Die allgemeine Aufmerksamkeitsspanne des Individuums verschlechtert sich aufgrund der mehrwerdenden Reizüberflutung aus Social Media und der simultanen Aufnahme von mehreren Inhalten. Aus diesem Grund bietet ein auditives Format sich tatsächlich ganz gut als „Pause“ an: Man kann zwar versuchen, mehrere Bilder und Texte auf einmal zu lesen und zu betrachten, doch wird ist das Gehirn dadurch grundsätzlich überfordert.

Es tut auch den Augen nicht gut, ständig auf einen oder mehrere Bildschirme starren zu müssen. In diesem Sinne ist ein Hörformat nicht nur abwechslungsreich, sondern erholsam.


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Nun sind Bücher des Öfteren bereits als Texte komplexe Einheiten, deren Details man lieber entspannt betrachten und verdauen möchte. Zumindest anspruchsvolle Belletristik und einige Sachbücher. Es gibt jedoch genügend Formate, die die Möglichkeit einer leichter zu verfolgenden Lektüre ermöglichen.


YouTube hat einen großen Unterschied in meinem auditiven Aufnahmevermögen bewirkt. Der Podcast genießt gerade seine Hochzeit – und dies zurecht. Es gibt Unmengen an qualitativ hochwertigen Inhalten zu konsumieren, die auf einer Sachebene brillieren und zudem noch unterhaltsam gestaltet sind.

Ich höre zahlreiche Podcasts zu Fitness- und Ernährungsthemen, kreative historische Aufarbeitungen über die Weltgeschichte, sozikulturelle Essays und Tagesnachrichten ausschließlich über YouTube.

Die Entwicklung zur Aufnahme längerer Inhalte hat im Nachhinein bestimmt ein Jahr gedauert – doch zog es mich ganz organisch zu komplexeren Themen und informativen Inhalten, hier ist noch die Monetarisierung und darauffolgende qualitative Zäsur in YouTube zu berücksichtigen.

Daraus resultierend höre ich mittlerweile auch Sachbücher gerne im Audioformat und mache mir zwar ab und zu Notizen, entnehme jedoch wichtige Informationen ohne Probleme.


Auch die Literarischen Abenteuer gibt es jetzt im Audioformat. In Zusammenarbeit mit Uwe von Literatur Radio Hörbahn erscheint monatlich eine meiner Rezensions-Highlights im Hörformat. Die durchschnittliche Länge beträgt acht Minuten, gerne kannst Du die zwei bereits veröffentlichen Rezensionen hier anhören und direkt ein Lesezeichen setzen – neue Audiorezensionen erscheinen immer am 2. Donnerstag des Monats.


Es ist durch die regelmäßige Beschäftigung sogar einfacher geworden, sich auf auditive Inhalte zu konzentrieren – solange ich den PC vorher schließe und mich entweder zur Gartenarbeit oder zum Spaziergang entscheide. Beim Einkaufen hat sich das Hörbuch ebenso als angenehmer Begleiter erwiesen. Meine Bookstagram-Community hört gerne auch beim Autofahren, Wäsche waschen und Kochen Audioformate.

In diesem Sinne kann ich die Neuentdeckung von auditiven Formaten nur empfehlen – wenn nicht bereits aufgrund von zeitökonomischen Gründen, dann durch die immense Wichtigkeit deiner neuronalen Plastizität.

Einen scharfen Verstand zu pflegen und zu behalten sollte jedem denkenden Individuum wichtig sein.

Hörst Du gerne Bücher? Bevorzugst Du bestimmte Genres im Audioformat?

Auf Deine Gedanken in den Kommentaren freue ich mich.



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