Viva la Vulva. María Hesse: „Lust“

María Hesse (* 1982) ist eine der bekanntesten Illustrator*innen Spaniens. Ihre Zeichnungen erscheinen in Zeitschriften sowie literarischen Klassikern und werden regelmäßig ausgestellt. Zu Hesses bekannteren Büchern zählen illustrierte Biografien von Frida Kahlo, Marilyn Monroe und David Bowie. In der Neuerscheinung „Lust. Eine Erkundung der weiblichen Sexualität“ widmet die Autorin sich ihrem persönlichen sexuellen Erwachen.

Gelingt die Gradwanderung zwischen Momenten persönlicher Intimhistorie und biographischen Lichtblicken aus der femininen Weltgeschichte?


© Penguin Random House

María Hesses neuestes Buch „Lust. Eine Erkundung der weiblichen Sexualität“ (El Placer, 2019), übersetzt von Karolin Viseneber, ist eine vielseitige Verknüpfung von persönlichen Erfahrungen und Reflexionen über die weibliche Sexualität im Kontext der Weltgeschichte.

Hesse öffnet sich ihrer Leserschaft vollkommen und teilt ihre ersten Erfahrungen auf dem Weg zur Entdeckung der eigenen Sexualität über Selbstbefriedigung und erstem Geschlechtsverkehr – bis hin zur Verbalisierung der persönlichen Vorlieben und der Erfahrung des ersten Orgasmus.


Entscheidende Momente aus ihrem Leben und ihrer Entwicklung als junges Mädchen, junge Frau und erwachsene weibliche Person webt Hesse in ein weltgeschichtliches Netz von anderen Frauen, die den Mut hatten und haben, ihre Sexualität öffentlich auszuleben und die Freiheit zur Selbstbestimmung zu fördern.

Beginnend mit kritischen Reflexionen über christliche Mythen wie die potenzielle Lust von Figuren wie Eva oder Maria Magdalena, über historisch-mythisierte Personen wie Kleopatra oder Sappho gehend, die Historie weiblicher Unterdrückung chronologisch Schritt für Schritt aufzeigend, gelangt Hesse mit einem faszinierenden Weitblick zu Ikonen gegenwärtiger Popkultur.


Erst mit Beginn der jüdisch-christlichen Kultur und
anderer monotheistischer Religionen sei die Sexualität
mit Sünde in Verbindung gebracht worden.“(36)


Die spanische Autorin Lara Moreno bietet im Vorwort diverse Lesarten für „Lust“ an: es ließe sich lesen wie ein Geschichtsbuch, Anatomieatlas, Bildband, Tagebuch und Sammlung mythischer Überlieferungen. (vgl. S. 10)

Darüber hinaus hat Moreno in ihrer lobenden Widmung bei Weitem nicht alle potenziellen interpretativen Facetten dieser erhellenden und anregenden Monografie hervorgehoben.


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„Lust“ beinhaltet nicht nur geradezu hypnotisierende Illustrationen und eine großartige Auswahl an bemerkenswerten historischen Portraits. Bereits bei der Lektüre – umso mehr im reflexiven Nachhall – sind eine beeindruckende Informationsdichte einerseits und eine inspirierende Botschaft andererseits zu erkennen.

Schon die Bandbreite an interessanten, starken, rebellischen, individualistischen, äußerlich und innerlich schönen Frauen lässt die Lektüre mit Freude fortlaufen.

Hesse erörtert in ihrer Monografie die historische und soziokulturelle Gewichtigkeit von unter anderem: Hedy Lamarr, Madonna, Eve Ensler, Erika Lust, Colette, Helen O’Connell, Mata Hari – und berücksichtigt auch fiktive Frauen, die ihr zeitgenössisches kulturelles Befinden stark beeinflussen, wie beispielsweise Daenerys Targaryen oder Sailor Uranus und Sailor Neptun.


Tatsächlich ist diese winzige Wölbung am oberen Ende der
kleinen Vulvalippen nur die Spitze eines riesigen Eisbergs.“(80)


Am interessantesten – und aus meiner Sicht an der Spitze der didaktischen Hierarchie dieser multiplen Facetten – ist die Geschichte der Vulva sowie die Geschichte der Klitoris, die Hesse in Begleitung von inspirierenden Illustrationen erhellend darlegt.

Das einzige Manko dieser wunderschönen Ausgabe voller bereichernder Erkenntnisse ist ihre Strukturierung: nur in seltenen Fällen sind Seitenzahlen auffindbar, weder gibt es eine Auflistung der vorhandenen Kapitel zu Beginn noch zum Ende des Buchs.


Selbstredend kann – und wird – man*frau sich bei dieser Lektüre selbstständig arbeiten und mit kleinen Klebestreifen oder dergleichen die persönlichen Lieblingsbilder und –Passagen markieren.

Dennoch würde schon eine einzige zusätzliche Seite mit kurzer Übersicht die gezielte Zweitlektüre effizienter gestalten.

Von dieser nebensächlichen Kritik abgesehen ist María Hesses „Lust. Eine Erkundung der weiblichen Sexualität“ eine absolute Leseempfehlung für alle Lesenden, die sich aktiv mit dem eigenen Körper, ihrer sexuellen Identität und ihren persönlichen Vorlieben – oder derjenigen ihrer Partner*innen – auseinandersetzen möchten.

Hier geht’s zur Leseprobe.

Bibliografie:

Titel: Lust. Eine Erkundung der weiblichen Sexualität
Autor*in: María Hesse
Übs.*in: Karolin Viseneber

160 Seiten | 24,00 € (D)

Erscheinungsdatum: 14.06.2022
Verlag: Penguin Random House
ISBN: 978-3-453-27355-9

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